IUFRO Vernetzt - Welt.Wald.Wissen. Ausgabe 2, 2024
Daniela Kleinschmit übernimmt IUFRO-Präsidentschaft
Der XXVI. Weltkongress der International Union of Forest Research Organizations IUFRO brachte von 23. bis 29. Juni 2024 in Stockholm über 4.200 Teilnehmer:innen aus mehr als 100 Ländern zusammen.
Alle fünf Jahre bietet der Kongress ein globales Forum für den Austausch von Wissen, Perspektiven und Visionen rund um technische und gesellschaftliche Fragen der waldbezogenen Forschung, Politikgestaltung und Verwaltung. (Siehe: IUFRO: World Congress 2024 / IUFRO World Congresses / Events)
Mit Abschluss des Kongresses hat IUFRO eine neue Präsidentin. Dr. Daniela Kleinschmit, Professorin für Forst- und Umweltpolitik an der Universität Freiburg und bisherige IUFRO-Vizepräsidentin, übernimmt das Amt für die nächsten fünf Jahre. Sie folgt auf Dr. John Parrotta vom US Forest Service, der seit 2019 IUFRO-Präsident war.
Daniela Kleinschmit ist die erste Frau an der Spitze von IUFRO. Professor Kleinschmit ist seit 2016 in einer akademischen Führungsposition, zunächst als Vizedekanin und später als Dekanin der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen. Im Jahr 2021 wurde sie zur Vizepräsidentin der Universität Freiburg gewählt, wo sie für die Bereiche Internationalisierung und Nachhaltigkeit zuständig ist. Ihre Fachgebiete sind Forstpolitik, Bioökonomie, Politikintegration, Partizipation und politische Kommunikation. Sie unterstützt diverse wissenschaftspolitische Interaktionen und ist Mitglied des Bioökonomierats Baden-Württemberg und der Royal Swedish Academy of Agriculture and Forestry.
„Es gilt, die globale Vernetzung exzellenter Forstwissenschaften weiter zu stärken und gleichzeitig lokales Wissen, unterschiedliche Prioritäten und Perspektiven anzuerkennen“, betont Daniela Kleinschmit in ihrer Antrittsrede beim Weltkongress. „Als lebendiges weltweites Netzwerk, das in Zeiten hoher globaler Komplexität wissensbasierte Lösungen anbietet, müssen wir die Perspektive von waldzentrierten auf waldbezogene Herausforderungen erweitern. Forscher:innen, die am Anfang ihrer akademischen Karriere stehen, gilt es ebenso zu motivieren und einzubeziehen wie jene, die bisher in IUFRO unterrepräsentiert sind. Das halte ich für eine wesentliche Voraussetzung, um IUFRO fit für die Zukunft zu machen“, so Kleinschmit.
Die Stockholmer Kongressdeklaration ist hier abrufbar.
Starke Präsenz der Waldwissenschaft aus dem deutschsprachigen Raum am IUFRO Weltkongress
Mit mehr als 300 Teilnehmer:innen aus Deutschland war die deutsche Delegation nach der schwedischen und gemeinsam mit den USA die zweitgrößte am Kongress. Unter anderen brachten die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die Georg-August-Universität Göttingen, die Technischen Universitäten München und Dresden, das Thünen Institut und die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt deutsche Forschungsexpertise in Stockholm ein.
Zu den teilnehmenden Institutionen aus Österreich zählten unter anderen die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), das International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), Joanneum Research oder die Universität Wien. Aus der Schweiz waren Forschende der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), der ETH Zürich und der Universität Lausanne vertreten.
Der deutsche Klimaforscher und Leiter der in Österreich ansässigen IIASA Hans Joachim Schellnhuber hielt eine eindrucksvolle Keynote zu „Forest Transformation 4 Climate Restoration“. Peter Poschen, Wissenschaftler an der Fakultät für Umweltwissenschaften der Universität Freiburg, sprach in der Green Job Arena über die zentrale Rolle von Green Jobs in der Forstwirtschaft.
Henrik Hartmann, Leiter des Instituts für Waldschutz am Julius-Kühn-Institut erhielt einen IUFRO Scientific Achievement Award für seine Forschungen rund um das Stressverhalten von Bäumen im Klimawandel, ebenso wie Eckehard Brockerhoff, Leiter der Forschungseinheit Waldgesundheit und biotische Interaktionen and der WSL für seine Biodiversitätsforschung. (Hören Sie hier das Interview mit Henrik Hartmann beim Kongress!)
Max Krott, ehemaliger Leiter der Abteilung Forst- und Naturschutz der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen erhielt einen IUFRO Distinguished Service Award, ebenso wie Elisabeth Johann, Leiterin des Fachausschusses Forstgeschichte im Österreichischen Forstverein.
Barbara Öllerer von der BOKU in Wien erhielt den IUFRO Student Award for Excellence in Forest Science (ISA) für ihre Masterarbeit zu genderspezifischen Hürden für eine Karriere in der Forstwirtschaft.
Informationen zu allen Preisträger:innen: IUFRO: Honours and Awards / Discover IUFRO
Nachhaltigkeit als Führungsprinzip in forstlichen Bildungs- und Forschungseinrichtungen
Die Sitzung „Leadership for Sustainability: Overcoming Challenges in Forest Research“ am IUFRO-Weltkongress bot wertvolle Einblicke in Strategien zur Bewältigung der Herausforderungen, mit denen Führungskräfte forstlicher Forschungs- und Bildungseinrichtungen konfrontiert sind. Moderator der Sitzung war Peter Mayer, Leiter des österreichischen Bundesforschungszentrums für Wald (BFW).
Hauptredner Lars Rebien Sørensen, Vorstandsvorsitzender der dänischen Novo Nordisk Foundation, der weltweit größten gemeinnützigen Stiftung, ging in seinem Beitrag auf die Zusammenhänge zwischen Unternehmensführung und Nachhaltigkeitsdenken ein. „Führungskräfte brauchen eine Vision für talentierte Mitarbeitende und müssen in der Lage sein, Finanzmittel zu lukrieren und die Relevanz des Unternehmens in der Öffentlichkeit sicherzustellen,“ betonte er.
In der Podiumsdiskussion ging es dann darum, wie verschiedene Führungsstile zur Bindung und Gewinnung von Talenten, zu gesellschaftlichen Anliegen und zur Förderung von Innovationen beitragen können.
Juliette Biao, Direktorin des Sekretariats des Waldforums der Vereinten Nationen, betonte, dass situative Führung der Schlüssel zur Anpassung an sich verändernde Umgebungen und Kontexte sei.
Johanna Buchert, Präsidentin und CEO des Natural Resources Institute (LUKE), Finnland, wies darauf hin, dass interdisziplinäre Ansätze innovatives Denken fördern und neues Wissen schaffen. Innovationen entstehen oft in einer Organisationsstruktur mit flacher Hierarchie, da die Mitarbeitenden dort unkonventionelle Ideen einbringen können.
David Lytle, stellvertretender Leiter für Forschung und Entwicklung beim US Forest Service, wies darauf hin, dass man sich auf die Auswirkungen potenzieller Innovationen konzentrieren müsse, um sich nicht von der Aufregung über das Neue mitreißen zu lassen. Eine übergreifende Vision als Leitfaktor sei von entscheidender Bedeutung.
Die Diskussion zeigte, dass Führungskräfte ein gutes Gespür für aufkommende Themen in der Forschung benötigen. Sie dürfen auch die soziale Nachhaltigkeit nicht außer Acht lassen, damit die Forschung auch in der Gesellschaft ankommt. Langfristig kann der Aufbau von Nachwuchsführungskräften nur durch Ermächtigung der Mitarbeitenden durch die unmittelbaren Vorgesetzten gelingen.
Interviews mit Lars Rebien Sørensen und David Lytle finden Sie auf der IUFRO World Congress Landing Page:
IUFRO: World Congress 2024 / IUFRO World Congresses / Events
Über IUFRO
Die International Union of Forest Research Organizations (IUFRO) mit Sitz in Wien, Österreich, ist eine weltweite Organisation, die sich mit Waldforschung und verwandten Wissenschaften befasst. Ihre Mitglieder sind Forschungsinstitute, Universitäten und einzelne WissenschaftlerInnen sowie EntscheidungsträgerInnen und andere Gruppen mit einem thematischen Bezug zu Wald und Bäumen: https://www.iufro.org/
IUFRO Vernetzt - Welt.Wald.Wissen. Ausgabe 2, 2024, published in July 2024
by IUFRO Headquarters, Vienna, Austria.
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