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IUFRO Vernetzt - Welt.Wald.Wissen. Ausgabe 1, 2023



Wald und Holzindustrie in einer instabilen Welt

Der Einladung zum 2. Think Tank Meeting im Rahmen der IUFRO-Mondi Partnerschaft am 3.11.2022 nach Wien folgten 25 Vertreter:innen aus Wissenschaft und Politik sowie der Industrie entlang der Holzwertschöpfungs-kette. Sie sprachen über die großen Herausforderungen durch den Klimawandel und suchten gemeinsam nach geeigneten Antworten und Maßnahmen.

So sollte die Politik zum Beispiel einen Ausgleich zwischen sich entgegenstehenden globalen Zielen und unterschiedlichen gesellschaftlichen Anforderungen an den Wald suchen. Sie sollte auch Anreize für Waldbesitzer:innen schaffen, um durch aktive Waldbewirtschaftung die Ökosystemleistungen des Waldes sicherzustellen. In jedem Fall sollten politischen Entscheidungen gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse zugrunde liegen.

Die Forstwirtschaft sollte unter anderem verstärkt auf alternative Baumarten und innovative Waldbaumethoden setzen, um dem Klimawandel zu begegnen.

Die Industrie befürchtet eine zukünftige Holzknappheit und wachsende Unsicherheit für langfristige Planungen. Es stellt sich die Frage, ob der holzverarbeitende Sektor in der EU international wettbewerbsfähig bleibt. Die Industrie muss daher flexibler und innovativer werden und auch durch faktengestützte Kommunikation den Beitrag des Sektors zu den globalen Zielen glaubwürdig darstellen.

Die Wissenschaft schließlich sollte dem Sektor und der Politik auf allen Ebenen vermehrt evidenzbasierte Beratung und Unterstützung anbieten. Sie sollte besser vermitteln, wie einzelne Maßnahmen wirken und welche Zielkonflikte und Synergien es geben kann.

(Gekürzt und übertragen aus dem Englischen)

Zum Berichthttps://www.iufro.org/discover/iufro-partners/mondi/#c35085
MehrIUFRO: The IUFRO-Mondi Partnership / IUFRO's Partners / Discover IUFRO


Jugendworkshop zu internationaler Waldpolitik

Rund 16% der Weltbevölkerung sind zwischen 15 und 24 Jahre alt. Dieser Anteil wird bis 2030 um weitere 7% steigen (Quelle). Die Jugend hat immenses Potential und kann zu innovativen Lösungen beitragen. Dazu braucht sie aber auch Zugang zu Wissen und Entfaltungsmöglich-keiten.

Ein Beispiel für eine neuartige Initiative von Jugendlichen ist der erste YFPD-Workshop (Youth Forest Policy Days). Es handelte sich dabei um eine virtuelle Konferenz von jungen Menschen für junge Menschen mit dem Ziel, Einblicke in die internationale Waldpolitik zu gewinnen.

Die Veranstaltung fand vom 1.-3. Dezember 2022 statt und beinhaltete unterschiedliche Diskussions- und Sitzungsformate sowie eine sogenannte "lebende Bibliothek", in der Teilnehmer:innen und Gastvortragende über ihre Erfahrungen in der Waldpolitik berichteten.

Der YFPD-Workshop wurde von FOREST EUROPE im Rahmen des Arbeitsfeldes "Forest Education and Green Jobs and the Rapid Response Mechanism" und in Zusammenarbeit mit der International Forestry Students Association (IFSA) organisiert. Weitere Partner waren die International Union of Forest Research Organisations (IUFRO) und das Global Landscapes Forum (GLF).

Die Themen des Workshops wurden in Zusammenarbeit mit IFSA-Mitgliedern erarbeitet. Sie berichteten unter anderem, dass sie zu wenig Erfahrung mit öffentlichen Auftritten, der Organisation von Konferenzen oder der Digitalisierung im Forstsektor haben, wobei sie all diese Fähigkeiten als wichtig für ihre Karriere erachteten.

Der Workshop bot Gelegenheit, sich mit realen Fragestellungen aus Afrika, Europa und Lateinamerika auseinanderzusetzen und über zentrale Themen wie nachhaltige Waldbewirtschaftung sowie Maßnahmen gegen die Entwaldung oder für die Wiederherstellung von Wäldern zu diskutieren. Der von jungen Menschen initiierte Youth Call to Action und der Open Letter on Gender and Forest Education wurden ebenfalls als wichtige Beiträge der Jugend zur internationalen Waldpolitik hervorgehoben.

Den Teilnehmer:innen wurde eine klare Botschaft mit auf den Weg gegeben:   
"Der Forstsektor muss das Silodenken ablegen und sich für einen transparenten Dialog mit der Jugend öffnen, weil die Jugend Energie und Leidenschaft einbringt."
Silvia Abruscato, Forest Europe Secretariat

(Gekürzt und aus dem Englischen übertragen.)

Bericht von Juliet Achieng und Santiago Alarcón: 
https://foresteurope.org/youth-forest-policy-days-discussing-the-inclusion-of-youth-in-forest-policymaking/
Die Aufnahmen finden Sie hierhttps://ifsa.net/yfpd


Neue Studie untersucht, warum Firmen Bäume pflanzen

Stephanie Mansourian und Daniel Vallauri veröffentlichten im Dezember 2022 den Artikel „Unravelling the extent of tree planting by corporations". Stephanie Mansourian ist nicht nur Umweltberaterin, sondern auch an der Universität Genf tätig, IUFRO Officeholder und Mitherausgeberin zahlreicher IUFRO-Publikationen. Daniel Vallauri arbeitet bei WWF Frankreich, Marseille.

Eine wachsende Zahl von Unternehmen wirbt mit Baumpflanzaktivitäten, obwohl diese im Allgemeinen außerhalb ihres Kerngeschäfts liegen. Warum tun sie das? Wo machen sie das? Mit wem machen sie das? Wie weit verbreitet ist dieses Phänomen?

Diese Fragen wollten die Autor:innen für drei europäische Länder beantworten:  Frankreich, die Schweiz und das Vereinigte Königreich. Es wurden alle großen Firmen aus den Ländern ausgewählt, die auf der Fortune-500-Unternehmensliste vertreten sind. Ihre Unternehmensberichte und verfügbare Unterlagen wurden analysiert, um zunächst festzustellen, ob sie an Baumpflanzungen beteiligt waren, und wenn ja, um die oben genannten Fragen zu beantworten.

Die Ergebnisse zeigen, dass in den letzten 22 Jahren 98% der großen Unternehmen aus den drei untersuchten Ländern Baumpflanzaktivitäten durchgeführt haben, die zur Pflanzung von weit über 500 Millionen Bäumen beigetragen haben. Die Untersuchung deckt jedoch nur die Spitze des Eisbergs ab. Zum einen wurden nur drei Länder betrachtet; zum anderen werden Bäume nicht nur von großen, sondern auch von zahlreichen kleineren Unternehmen gepflanzt. In Frankreich beispielsweise ist das Unternehmen, das behauptet, die größte Anzahl von Bäumen zu pflanzen, nicht in Global 500 aufgeführt.

Diese Studie zeigt, dass das Pflanzen von Bäumen bei Firmen aus allen Branchen beliebt ist und sehr wahrscheinlich einen bedeutenden Teil ihrer CSR-Aktivitäten (Corporate Social Responsibility) ausmacht, aber nicht unbedingt reguliert oder überwacht wird. Infolgedessen sind viele Baumpflanzaktivitäten, die unter dem Banner dieser großen Unternehmen durchgeführt werden, möglicherweise nicht erfolgreich und können in der Öffentlichkeit die Wahrnehmung verstärken, dass das Pflanzen von Bäumen nicht die Lösung ist, für die viele es halten.

(Textteile aus der Studie aus dem Englischen übersetzt)

Zur StudieIUFRO:  Non-IUFRO Publications / Noticeboard / Discover IUFRO


Über IUFRO

Die International Union of Forest Research Organizations (IUFRO) mit Sitz in Wien, Österreich, ist eine weltweite Organisation, die sich mit Waldforschung und verwandten Wissenschaften befasst. Ihre Mitglieder sind Forschungsinstitute, Universitäten und einzelne WissenschaftlerInnen sowie EntscheidungsträgerInnen und andere Gruppen mit einem thematischen Bezug zu Wald und Bäumen: https://www.iufro.org/



IUFRO Vernetzt - Welt.Wald.Wissen. Ausgabe 1, 2023, published in January 2023
by IUFRO Headquarters, Vienna, Austria.
Contact the editor at office(at)iufro(dot)org or visit https://www.iufro.org/

Imprint: https://www.iufro.org/legal/#c10402